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Es ist die Stille, die zählt... - Neujahrskonzert 2018

Zum inzwischen 10. Mal konnte Bürgermeister Harald Kempe das Kammerorchester KlangLust! aus Fürth zum Emskirchener Neujahrskonzert in der gut gefüllten Kilianskirche in Emskirchen willkommen heißen. KlangLust! besteht aus aktiven MusikerInnen und ehemaligen Mitgliedern der Jungen Fürther Streichhölzer, sowie in den Führungspositionen aus Musikstudenten und Profimusikern. Besonders fruchtbar für das Ensemble war und ist die inzwischen langjährige Zusammenarbeit mit dem bekannten britischen Geiger und Konzertmeister im English Symphony Orchestra Michael Bochmann.

Alljährlich erarbeitet der Professor für Violine, Michael Bochmann, zwischen Weihnachten und Neujahr mit dem Ensemble ein Konzertprogramm, das am 2. Januar auch in Emskirchen präsentiert wird. In diesem Jahr beeindruckte KlangLust! mit dem Kontrast von barocker Virtuosität und romantischer Klangfülle.

Antonio Vivaldi veröffentlichte 1711 „L’estro armonico“, einen Zyklus von 12 Konzerten für Violinen und Streichorchester. Der Titel bedeutet im Deutschen etwa „Musikalische Verzückung“ und genau die erlebten die Konzertbesucher mit KlangLust!. Vier Soloviolinen übertrafen sich in virtuosen Wendungen des musikalischen Dialogs und begeisterten mit Vitalität und Frische. Neben Michael Bochmann und Bernd Müller, dem künstlerischen Leiter von KlangLust!, übernahmen die Ensemblemitglieder Maria Hussong und Johanna Witschel die Soloparts.

„Es ist die Stille, die zählt, nicht der Applaus“. Die Bedeutung dieses Zitates des großen russischen Pianisten Vladimir Horowitz offenbarte sich gleich beim zweiten Werk des Abends, das einen musikalischen Höhepunkt des Kozertes markieren sollte. Jules Massenets Oper „Thaïs“ ist zwar eines seiner wichtigsten Werke, konnte sich jedoch nie als Repertoirestück etablieren und steht kaum auf dem Spielplan der Opernhäuser. Dennoch ist der Titel dem Publikum vor allem durch die Méditation aus „Thaïs“ geläufig. Das Instrumentalstück für Solovioline und Orchesterbegleitung markiert die Wandlung der Titelheldin Thaïs von der Kurtisane zur Heiligen und hat sich in verschiedenen Bearbeitungen einen festen Platz im Konzertleben erobert. In Emskirchen offenbarte es die große Meisterschaft von Michael Bochmann, der hoch konzentriert und mit geschlossenen Augen – fast entrückt – die Linien des Violinsolos fein ausziselierte, stets ausgewogen zwischen klarer Artikulation und melodischer Süße. Eine große Stille im Gotteshaus begleitete diese Interpretation und sowohl Künstler als auch Zuhörer hielten noch lange über den Schlusston hinaus eine große Spannung, die sich dann endlich in begeistertem Beifall entlud. Es ist die Stille, die zählt…

Die fünfsätzige Suite „Aus Holbergs Zeit“ hat Edvard Grieg anlässlich des 200. Todestages des dänisch-norwegischen Dichters Ludvig Holberg ursprünglich für Klavier komponiert, dann aber selbst in die bekannte und beliebte Fassung für Streichorchester umarrangiert. Mit den Mitteln des romantischen Streicherklangs belebt Grieg formal den Stil der Tanz- und Liedformen des frühen 18. Jahrhunderts wieder.  KlangLust! verbreitet im ersten Satz (Präludium) festliche Stimmung und erinnert mit dem punktierten Rhythmus an französische Ouvertüren der Barockzeit.  Die darauf folgende Sarabande gelang träumerisch-süß interpretiert, besonders bei der Bratschenmelodie im Mittelteil voll nordischer Melancholie und Wärme. Die Gavotte verwandelte KlangLust! in tänzerisch gute Laune, ganz der rustikalen Eingängigkeit von Melodie und Rhythmus entsprechend. Gewissermaßen als Kontrapunkt lässt Grieg nun eine Air in g-moll, einen melancholischen Gesang folgen. Die Satzbezeichnung – andante religioso – lässt sich als Gebet deuten. Vielleicht dachte er dabei an die Air aus der 3. Bach’schen Orchestersuite. Mit diesem vierten Satz gelingt Grieg in großer Schlichtheit ein Satz von überragender Schönheit, der von KlangLust! inniglich und sehnsuchtsvoll gespielt wurde. Den furiosen Schlusspunkt der Suite bildet ein Rigaudon, ein schneller Tanz mit duftiger Pizzicato-Begleitung und sanft interpretiertem Moll-Zwischenteil.

Nach der Pause folgte ein weiteres großes Werk der Spätromantik für Streichorchester, die sensible und lebensfrohe Streicherserenade E-Dur von Antonin Dvorak. Den gemächlichen ersten Satz, Moderato, gestaltete KlangLust! gekonnt als Hin- und Hersagen der schlichten und schönen musikalischen Wendungen - stets antwortet eine Streichergruppe auf die andere: die Bratschen auf die ersten Geigen, die Celli auf die Bratschen, die zweiten auf die ersten Geigen. Anschließen folgt ein melancholischer Walzer, dessen Mollweise sich bald in kräftiges Dur wandelt bevor dann im Trio eine Ländlermelodie wehmütig zwischen Dur und Moll changiert. Zupackend und vital gestaltet KlangLust! das Scherzo, eine sich gegenseitig jagende und neckende Tanzweise. Zweifelloser Höhepunkt der Serenade ist der langsame Satz, das Larghetto – vielleicht der innigste der gesamten Romantik. KlangLust! beeindruckte nicht nur bei dem Herzstück des Werkes mit Leidenschaft, Inspiration und Musizierfreude. Im Finale fasst Dvorak die Themen der vorhergehenden Sätze noch einmal zusammen, bevor sich der Kreis schließt und der Anfang des ersten Satzes zurückkehrt. Und es scheint so, als sei alles dazwischen nur Szenen eines Traumes gewesen.

Mit kraftvollem Applaus, zum Teil stehend, zollte ein dankbares Publikum dem Kammerorchester KlangLust! Lob und Anerkennung für ein beeindruckendes Konzert. Das Ensemble begeisterte für eine Zugabe noch einmal mit nordischer Musik und spielte zum Abschluss dieses wunderbaren Konzertabends das „Andante festivo“ des finnischen Komponisten Jean Sibelius.

Durch die Initiative des Marktes Emskirchen und der Sparkasse im Landkreis als großzügiger Förderer und vor allem aber Dank eines hervorragenden Ensembles kann Musik auf hohem künstlerischem Niveau auch abseits der Konzerthäuser großer Metropolen stattfinden. 
Wir freuen uns auf das Neujahrskonzert 2019!

Die FLZ berichtete am 04.01.2018 über das Emskirchener Neujahrskonzert mit KlangLust!:

Markt Emskirchen, 04.01.2018 - js

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