Die Kolumne “Aus Amt & Kreis” erscheint schriftlich alle zwei Wochen in jedem Landkreisjournal bzw. können Sie diese auch hier lesen (siehe unten).
Zudem gibt es zu wichtigen Themen auch regelmäßig eine Videobotschaft auf Youtube unter https://www.youtube.com/playlist?list=PL06M6tvxBuJmL6zrEOQS6BYBCWO2WrvVV (externer Link)
Liebe Leserinnen und Leser,
in einer zunehmend komplexen Welt, in der Naturkatastrophen, Stromausfälle, Pandemien, aber auch sicherheitspolitische Herausforderungen schneller eintreten können, als wir es uns wünschen, ist eine vorausschauende Vorbereitung auf solche Ereignisse essenziell.
Zivil-militärische Zusammenarbeit
Daher arbeiten wir im Landratsamt mit Nachdruck an Plänen, um uns auf verschiedene Bedrohungslagen vorzubereiten. Denn im Falle einer Krise sind die Landratsämter die örtlichen Führungsbehörden und damit Schaltstellen für das Krisenmanagement auf Kreisebene. Entsprechende Erfahrungen durften, oder besser mussten wir, im Zuge der Corona-Pandemie, sammeln. Gegenwärtig stehen wir vor der Herausforderung, die zivil-militärische Zusammenarbeit (ZMZ) in Deutschland wieder mit einem ganz anderen Gewicht zu versehen. Dies trifft freilich auch auf unseren Landkreis zu, hat sich, seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, die Sicherheitslage in Europa doch tiefgreifend verändert. Die zivil-militärische Zusammenarbeit stellt dabei sicher, dass im Krisenfall alle beteiligten Stellen – von den kommunalen Behörden über die Einsatzkräfte bis hin zur Bundeswehr – gut koordiniert und abgestimmt zusammenarbeiten können. Wichtig: Diese Zusammenarbeit ist kein Zeichen einer akuten Bedrohung, sondern es geht darum, im Ernstfall handlungsfähig zu sein. So, wie wir Feuerwehren unterhalten, ohne täglich Brände zu erwarten, so planen wir auch für mögliche Krisen, um im Ernstfall schnell, strukturiert und effektiv handeln zu können. Vor dieser großen Aufgabe stehen wir gerade – und diese wird uns wohl auch noch für eine ganze Weile beschäftigen. Zusammen mit den Kommunen unseres Landkreises.
Waldumbau
Unlängst hatte ich die Gelegenheit, mich über den Zustand unserer Wälder zu informieren. Zusammen mit Vertretern des Forstamtes, der Jagd- und der Forstbetriebsgemeinschaft waren wir in einem Waldstück bei Neustadt a.d.Aisch unterwegs, um die Themen „Waldverjüngung in Zeiten des Klimawandels“ und „Wildverbiss“ zu erörtern. Ich möchte Ihnen sagen: hochspannend und dringlich. Der Klimawandel verschiebt die Vegetationszonen. Wir spüren dies alle. Die Sommer werden im Durchschnitt heißer und trockener, die Winter milder. Unsere in den vergangenen Jahrzehnten gewachsenen Wälder haben diesen Umweltreizen oftmals wenig entgegenzusetzen. Baumarten wie Fichte, Kiefer und auch Buche, die heute den Hauptteil unserer Wälder ausmachen, kommen besonders im Reinbestand an ihre Grenzen und haben etwa Schädlingsbefall weniger entgegenzusetzen. Daher ist es wichtig, die Waldbestände möglichst früh-zeitig an die sich ändernden Klimabedingungen anzupassen. Aber wie kann dies gelingen? Und wie muss der Wald bei uns in 50 Jahren aussehen, soll er noch eine Zukunft haben? Bei diesen Fragen sehr nützlich ist das Konzept der sogenannten „Zwillingsregionen“. Da der Klimawandel letztlich südlichere Bedingungen zu uns bringt, sucht man schlicht nach Regionen, die heute das Klima aufweisen, dass wir in 50 Jahren bei uns erwarten. Und dann betrachtet man, welche Vegetation dort vorherrschend ist, welche Baumarten sich dort wohlfühlen. Für unseren Landkreis ist dies z.B. die Region um Avignon. Niederschläge gibt es in dieser südfranzösischen Region in einem Rhythmus von vier Phasen, wie „wikipedia“ zu berichten weiß: Zwei trockene Jahreszeiten, eine kurze am Winterende und eine sehr lange im Sommer. Die Sommer sind warm und trocken, werden aber von teilweise heftigen Gewittern unterbrochen. Die Winter sind mild mit wenig Niederschlägen und nur seltenem Schneefall. Regen fällt vor allem im Herbst, teils sehr ergiebig, und im Frühling. Baumarten, die sich dort wohlfühlen, und demnach für unseren Waldumbau interessant sind, sind z.B. Edelkastanien, Zerreichen oder Hopfenbuchen.
Wie aber kann nun der Waldumbau hin zu einem klimatisch widerstandsfähigeren Wald gelingen? Sicher nicht im Hauruckverfahren. Aber mit sehr zielgerichteten Maßnahmen. Eine davon funktioniert wie folgt: In einem
bestehenden Wald werden kleine Lichtungen geschlagen oder ohnehin vorhandene ausgenutzt. Es entstehen sogenannte „Lochhiebe“. Das Ziel dieser Lochhiebe: Licht auf den Waldboden bringen. Zugleich bieten die umstehenden, älteren Bäume Schutz vor zu viel Sonne oder Wind. Dort werden sodann gezielt klimaresiliente Baumarten gepflanzt und mit einem Zaun versehen – um Wild-verbiss zu vermeiden. Wachsen diese zukunftsgerichteten Baumarten so geschützt heran, verbreiten sie, im Laufe ihres Baumlebens, ihren Samen. Wenn man so will, wird der bestehende Wald also, über kleine, geschützte Inseln, mit zukunftsträchtigen Bäumen und deren Samen „infiziert“. Es gelingt eine sanfte Waldverjüngung und lange ein Nebeneinander verschiedener Baumarten. Damit diese Methode aber flächendeckend funktionieren kann, müssen viele diesen Weg mitgehen. Von den Staatsforsten über die Kommunen bis hin zu den Jagdgenossen und jedem einzelnen Waldbauern. Wie so oft gilt auch hier: Nur gemeinsam ist man stark.
Sie haben Wald und interessieren sich für dessen klimaangepasste Verjüngung? Der Freistaat Bayern fördert den Waldumbau mit Zuschussmaßnahmen. Als Privatwaldeigentümer können Sie sich beim für Sie zuständigen Förster des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aber auch bei der für Sie zuständigen Forstbetriebsgemeinschaft beraten lassen.
Bis zur nächsten Ausgabe!
Ihr
Christian von Dobschütz
Landrat
Alle Informationen gibt es auch in der YouTube-Playlist "Aus Amt & Kreis" im Kanal von Frankens Mehrregion
Markt Emskirchen, 15,04,2025 - js